Tanz der Farben auf der Wasseroberfläche
Was ist Ebru?
Ebru ist die Kunst des Malens auf dem Wasser. Ihren Ursprung hat die Ebru-Kunst in Asien, wo diese Praxis genutzt wurde um hauptsächlich Bücher zu binden. Ebru ist in einer Zeit von mehreren Hundert Jahren über den Iran nach Anatolien gewandert , wo sie sich zu der Ebru-Kunst entwickelt hat, die wir heute so kennen. Im Westen war die Kunstart bereits im 17. Jahrhundert unter dem Namen „marmoriertes“ oder „türkisches Papier“ bekannt.
Das Wort „Ebru“ selbst stammt aus dem Persischen „ebri“ und bedeutet sinngemäß „wolkig“ und ist wegen den Bewegungen der Farben auf dem Wasser der Ebru-Kunst gegeben worden. Aufgrund der Umlaut-Harmonie in der türkischen Sprache wurde aus dem „i“ ein „u“ und so entstand der Begriff „Ebru“.
Meister der Ebru Kunst
Leider gibt es nicht viele bekannte Meister, die diese Kunstart ausgelebt haben. Trotz alledem scheint Ebru an Aktualität nichts zu verlieren; ganz im Gegenteil, sie entwickelt sich von Tag zu Tag zu einem neuen bekannten Hobby und gewinnt an Trend.
Die bekanntesten Meister der Ebru wollen wir hier jedoch nicht vorenthalten. Sie haben die Grundtechniken entwickelt, auf der die heutigen modernen Ebru-Künstler weiterarbeiten können.
- Sebek Mehmet Efendi war Prediger in der damals als Moschee genutzter Haghia Sophia und ist einer der ältesten Ebru-Meister. Er hat die Grundelemente für das Hatip-Ebru entwickelt.
- Seyh Sadik Efendi war Scheich von einer Versammlungsgruppe von Derwischen und ein Ebru-Meister. Er hat sehr viel Wert darauf gelegt, dass sein Sohn Edhem Efendi in der Kunst ausgebildet wurde. Somit bekam er auch den Beinamen „Hazarfen“ (künstlich begabt). Er entwickelte später die Streu-Technik der Ebru.
- Der Meister Necmettin Okyay war ein Schüler von Hazarfen Edhem Efendi und hat sich so gut entwickelt, dass er Medaillen für seine Künste erhalten hat.
- Mustafa Düzgünman ist ein zeitnaher Meister des Ebru. Er hat insbesondere die Blumen-Technik weiterentwickelt und hat als Erster Ausstellungen in Istanbul organisiert, durch die die Kunst noch mehr Publikum fand. Vor ihm war diese Kunst nur dem Hof des Sultans zugänglich. Dies mag auch einer der Gründe sein, warum diese Kunst nicht allzu verbreitet ist.
- Hikmet Barutcigil hat 1973 seinen Abschluss in der Kunstschule Istanbul bekommen und hat sich daraufhin auf Ebru spezialisiert.
- Fuat Basar hat lange Zeit als Arzt gearbeitet und Ebru als Hobby ausgelebt. Nach einer Zeit hat er sich aber der Ebru gewidmet und hat weitere Techniken (Barut-Technik) entwickelt.
- Alparslan Babaoglu ist Ingenieur und ein begeisterter Ebru-Meister unserer heutigen Zeit. Er wurde von Mustafa Düzgünman unterrichtet und zählt heute zu den bekanntesten Meisters unserer Tage.
Materialien
Techniken
Battal-Ebru (STEIN – EBRU)
„Battal“ bedeutet „heldenhaft“ oder „mutig“ Wird als Basiswissen angesehen gilt als frühste Form der Ebru-Kunst Die Tropfweise mit dem Pinsel bestimmt den natürlichen Verlauf der Farben
|
Gelgit-Ebru (Hin-Und-Her Ebru)
Durch die hin und her Bewegung der Farben
Entstehen Zickzack Formen Verwendung von kontrastreichen Farben wird empfohlen
|
Schal Ebru (S–Ebru)
Fortentwicklung der
Gel-Git Technik die Nadel wird in diesem Fall in S- Form gezogen
|
Tarakli Ebru (Kamm – Ebru)
Der „Ebru-Kamm“ wird verwendet
Zuvor kann man alle vorher erwähnten Techniken anwenden Anschließend zieht man den Kamm über die Wasseroberfläche, wodurch die spezielle Form entsteht
|
Bülbülyuvasi (Nachtigalnest – Ebru)
kennzeichnet sich durch Muster, die an Spiralen und Kreise erinnern
Entstehung durch spiralförmige Bewegungen, die von innen nach außen mit der Nadel geführt werden
|
Hatip – Ebru (Hatip Ebru)
Cicekli Ebru (Blumen-Ebru)
Für weitere Beispiele, schauen Sie doch in die Galerie
http://kunstart-ebru.de/galerie/
Philosophie
Die Wanne repräsentiert für den Ebru-Künstler die Welt in ihren unendlich vielen Möglichkeiten. Jedes Mischen von Hintergrund- und Blumenfarben steht in der Wechselbeziehung zur Wanne. Die Kitre in der Wanne ist ausschlaggebend für die Farbkonsistenz. Jeder Tropfen, der aus dem Pinsel in die Wanne fällt, ist einzigartig. Es ist unmöglich, dass man mit dem Pinsel zweimal genau die selben Farbtropfen streut. Das heißt wiederum, dass jedes Bild ein einzigartiges Werk ist. Es stehen also unendlich viele Möglichkeiten zur Verfügung.
Um eine spirituellen Erfahrung zu erleben, versucht der Künstler den Alltag, wenn nicht sogar das Weltliche hinter sich zu lassen und konzentriert sich nur auf die Wanne und die Farben. Jede negative Energie, wie Wut, Ärger oder Trauer wirkt sich auf die Bild in der Wanne aus. Der Künstler und die Wanne sind also ebenfalls in einer Wechselbeziehung, sie beeinflussen sich gegenseitig. So wie jede einzelne Blume eine unendliche Pracht an Möglichkeiten in der Natur darstellt, so gibt auch das Bild einiges vom Künstler wieder.
Therapie und Förderung
Die Ebru-Kunst bietet viele Möglichkeiten zur Therapie und Förderungsmaßnahmen an. In ihrer Geschichte wurde Ebru sehr wohl als Therapie in Krankhäusern, wie zum Beispiel in Psychatrien als kunst- und ergotherapeutische Maßnahme, eingesetzt.
Fein- und Grobmotorik Training kann anhand dieser Kunst sehr gut zur Geltung kommen. Auch Konzentration ist gefragt, wenn genauer zu arbeiten ist, wie bei der Blumengestaltung. Die Künstler müssen ihren Rhythmus finden und die Balance zwischen den Farben der Wanne und ihnen selbst herstellen.
Aus eigener Erfahrung als EBG-Team können wir sagen, dass sich das Erfolgserlebnis sowohl bei älteren Menschen als bei Jugendlichen und Kindern sehr stark zu beobachten ist.
In den Schulprojekten durften wir auch miterleben, wie die Kunstart sich auf die Sprache der Schüler auswirkt und als eine Förderung der Sprache genutzt werden kann. Das Anwenden, das Beobachten und das Beschreiben können bei der Ebru-Gestaltung weitere Kompetenzen zu Tage bringen. Aus den Beispielen geht auch hervor wie facettenreich die Anwendungsmöglichkeiten der Ebru-Kunst sind.